Der Diesel am Pranger!
Euro 1, Euro 2, Euro 3, Euro 4, Euro 5 oder Euro 6: Es gibt inzwischen haufenweise Schadstoffklassen und viele blicken da nicht mehr durch. Wichtig ist: Seit Anfang 2015 gilt bei Neufahrzeugen die Schadstoffklasse Euro 6. Damit soll gekennzeichnet werden, dass die Abgase der Fahrzeuge besonders sauber sind und die erforderlichen Grenzwerte einhalten. Doch seit dem Dieselgate, den VW im selben Monat "ausgelöst" hat, steht genau dieser Grundsatz auf der Kippe. Seit April 2016 wird darüber diskutiert, ob man eine blaue Plakette einführen soll. Doch ist das eigentlich notwendig? Ich sage ja. Allerdings nur aus einem Grund: Es ist nämlich schon verwirrend, wenn ein Euro 5 oder Euro 6 Fahrzeug eine grüne Plakette hat (das ist dann Euro 4). Denn ist es schon ein bisschen merkwürdig, wenn es für Euro 1 keine Plakette gibt, Euro 2 eine rote und Euro 3 eine gelbe Plakette bekommen und es für Euro 5 und 6 eigentlich keine geben sollte (im übrigen müssen Elektrofahrzeuge auch eine Plakette bekommen, nämlich die für Euro 4).
Nun könnte man meinen: "Ich habe Euro 6, dann ist ja alles gut". Aber so einfach ist es leider nicht. Denn im Gegensatz zu Euro 1-5 wird Euro 6 auch noch in verschiedene Klassen aufgeteilt. Und Klassen trifft es ganz gut, denn (Euro) 6b, c oder d kennt man sonst nur aus der Schule. Doch nach diesen Kriterien wird diese Schadstoffnorm aufgeteilt. Aber was bedeuten die einzelnen Klassen genau?
Die einzelnen Klassen beschreiben eigentlich nur, wie viel Abgase aus dem Auspuff raus kommen dürfen, also die Grenzwerte. Zurzeit ist Euro 6b der Standard bei Neufahrzeugen. Doch die Hersteller rüsten schon auf die strengere Abgasnorm Euro 6c um. Ab September gilt dann bei Neufahrzeugen die Euro 6d-Norm. Die ist dann allerdings besonders streng und dürfte noch einige Probleme bereiten.
Um die Euro 6b oder 6c Norm erreichen zu können, bauen die Hersteller sogenannte SCR-Kats und einen AdBlue Tank ein, so zum Beispiel Mercedes, Opel oder Peugeot. Diese Verbindung schafft eine Reduzierung der NOx (also der Stickoxide) von ca. 50% und aufwärts, teilweise sogar von 80%. Der Grenzwert von Euro 6c beträgt 168g/km, teilweise stoße die Autos aber auch 400-600 g/km oder noch mehr aus. Das führt jetzt auch zu den Diesel-Fahrverboten und den Diskussionen um die blaue Plakette. Teilweise stoßen Euro 6 Diesel ungefähr genauso viele Abgase aus, wie Euro 5 Diesel. Das liegt natürlich auch an den Messwerten aus den Labor. Denn nach der alten Messung im NEFZ-Zyklus, wird nur im Labor getestet, nicht schneller als 120 km/h gefahren und die Umgebungstemperatur auf 30° gesetzt. Bei der neuen Messung im WLTP-Zyklus gelten strengere Bedingungen, unter anderem auch Tests auf öffentlichen Straßen. Zudem werden die AdBlue-Tanks in den Euro 6 Fahrzeugen zu klein gebaut, sodass teilweise nicht genügend im Abgasstrang ankommt. Hinzu kommen die gesetzlichen Anforderungen an den Abschalteinrichtungen, die ja jeder Hersteller irgendwie anders umsetzt.
(Wie Adblue und der SCR-Kat genau funktionieren, könnt Ihr hier lesen).
Die Frage ist ja nun: Kann ich Euro 6 noch kaufen? Grundsätzlich erst mal ja. Denn noch gibt es keine endgültigen Fahrverbote in den Städten. Außerdem hat der Diesel für Vielfahrer immer noch einen hohen Stellenwert. Das einige Leute mit einer Jahresfahrleistung von 20.000 -25.000 oder mehr km jetzt auf Benziner umsteigen, ist schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht sinnvoll. Und auch der Benziner steht langsam am Pranger, sodass eine Umrüstung der Ottomotoren mit einem Partikelfilter nicht mehr aus zu schließen ist.
Generell sollte man beim Diesel-Kauf darauf achten, dass der Wagen die Euro 6 Norm erfüllt. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, achtet außerdem darauf, dass ein AdBlue Tank und ein SCR-Kat an Bord sind. Denn mit diesen Voraussetzungen steht einem Fahrverbot nichts im Wege und die Euro 6 Plakette kann bedenkenlos hinter die Windschutzscheibe geklebt werden. Wer sich ein Euro 5 Fahrzeug zulegen will (wir reden von Dieselfahrzeugen), sollte vielleicht warten, bis es entsprechende Nachrüstsätze gibt, wie sie die "Baumot Group" z.B. entwickelt. Erste Tests mit einem Euro 5 Passat haben die Abgase auf das Niveau der Euro 6 Grenzwerte gesenkt. Die Kosten einer solchen Nachrüstung sollen wahrscheinlich ca. 1000€ - 2000€ betragen, je nach Fahrzeugtyp. Ob sich die Automobilhersteller daran beteiligen oder doch der Staat, wird sich noch zeigen. Zurzeit ist man mit dem Bundesverkehrsministerium noch in Gesprächen darüber.
Fest steht also: Einen Diesel kann man zurzeit nur bedenkenlos fahren, wenn er die Euro 6 Norm erfüllt. Ob die Fahrverbote wirklich durchgesetzt werden, steht noch nicht fest. Und auch ob es für Euro 5 Diesel Nachrüstungen geben wird, ist noch nicht sicher. Fahrer von Euro 4 Diesel sollten schnellstmöglich auf Euro 6 umsteigen, denn für diese Motoren wird es so schnell keine Nachrüstlösung geben. Es bleibt also weiterhin spannend, was dem Diesel in Zukunft noch erwartet.
Und das nächste Mal geht es um Markenwerte. Muss ein BMW Hinterradantrieb haben oder muss eine G-Klasse immer eckig sein? Es lohnt sich also zu warten.
Quellenangaben:
Die Informationen habe ich aus verschiedenen Quellen. Diese lege ich hier natürlich offen:
http://baumot.twintecbaumot.de/wp-content/uploads/sites/4/2017/05/20170522_BNOx_IR_FV.pdf
http://www.autobild.de/artikel/drohende-fahrverbote-euro-5-diesel-auf-euro-6-umruesten-2317355.html
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