Das Schaulaufen der Autohersteller


Aktuell ist Frankfurt am Main bei Autofans wieder weltweit im Munde. Denn dort findet zurzeit die 67. Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) statt. Die Hersteller präsentieren neues aus ihren Entwicklungsabteilungen, von Elektroautos, über Konzeptfahrzeugen, konventionell angetriebenen Fahrzeugen und schicke, schnelle Flitzer. Also eigentlich wie immer. Denn gerade dieser Mix zeichnet meines Erachtens eine Automesse aus. Das man als Besucher schon mal sein nächstes Auto raus suchen oder gucken kann, was in ein paar Jahren auf die Straßen rollt. Doch zurzeit befinden sich die Hersteller bzw. die Autowelt im Umbruch. Elektroantriebe statt Verbrenner, autonomes Fahren statt selber fahren oder künstliche Intelligenz statt selber denken. Das alles sind die Themen der Zukunft. Und eine Automesse ist dafür der richtige Ort.

Rückblick: 1886 kam das erste Automobil auf den Markt, erfunden von Carl Benz. Berühmt wurde es durch die fast 180 km lange Premierenfahrt von Mannheim nach Pforzheim und zurück, durchgeführt von seiner Frau Bertha Benz 1888. Es gilt als das erste Automobil der Welt. Daraufhin wollten natürlich auch andere an diesem Konzept arbeiten und brachten in den nächsten Jahren eigene Modelle raus. So entschied man sich 1897 eine Messe für PKW zu veranstalten. Sie fand in Berlin unter der Leitung des Mitteleuropäischen Motorwagenvereins MMV statt. Auf der Messe wurden 8 sog. Motorwagen vorgestellt. Im Laufe der folgenden Jahre wuchs die Messe, bereits 1899 waren über 100 Aussteller an der Messe beteiligt. Allerdings kamen davon nur 13 aus Frankreich, der Rest aus Deutschland. Im Jahre 1902 wurde die Veranstaltung umbenannt in Automobil-Ausstellung, geleitet vom Verein Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller. Und 1905 fand diese Messe zum 7.Mal statt. Die Veranstalter der IAA fassen diese ersten Messejahren in ihre Historie zusammen, so dass die IAA also seit 1897 stattfindet. Während des ersten Weltkrieges gab es keine Messe, erst 1921 ging es damit weiter. 1927 wurde die Messe nach Köln verlegt, allerdings nur für ein Jahr. 1929, 1930 und 1932 fand keine IAA statt, Grund war die damalige Wirtschaftskrise. 


Ab 1933 änderte sich das Konzept grundlegend. Erstmals wurden auch Motorräder gezeigt. Deswegen wurde die Messe ab sofort auch IAMA genannt. Die Messen wurden in den nächsten Jahren dank neuer Werbemöglichkeiten stärker besucht, so kamen z.B. 1934 bereits 600.000 Besucher, 1938 kamen 825.000 Besucher zur Messe. Die letzten zwei Jahre vor dem zweiten Weltkrieg standen im Fokus des KdF-Wagens (Kraft-durch-Freude Wagen), auch bekannt als VW-Käfer. Er sollte ein Wagen für die arbeitende Mittelschicht werden. 1939 fand die Messe nicht mehr statt. Erst 1947 ging es in Deutschland weiter. Damals allerdings noch nicht IAA genannt, wurde sie erst durch den VDA (Verband der Automobilindustrie) nachträglich als IAA bezeichnet. Erst seit 1951 gibt es die IAA wieder offiziell.

Auch die Messe in Paris ist nicht weniger bedeutend, allerdings möchte ich hier jetzt nicht eine genauso umfassende Historie erzählen. Gegründet 1898, entwickelte sie sich international zu einer der wichtigsten Automessen, war bis 1930 sogar die bedeutendste Automesse der Welt. Die Besucherzahlen stiegen enorm an, bereits 1954 wurde die 1-Million Grenze geknackt, zu dieser Zeit kamen zur IAA ca. 750.000 - 800.000 Besucher. Seit 1976 finden die IAA in Frankfurt und die Mondial de l´Automobile (Pariser Automobilsalon) immer im Wechsel statt, in den geraden Jahren ist Paris dran, in den ungeraden Jahren ist Frankfurt dran.

Zum Schluss dieser Aufzählung möchte ich noch kurz die Detroit Motorshow und den Genfer Autosalon aufzählen:

Die North-America-International-Motor-Show (NAIAS) findet seit 1907 in Detroit statt und ist die größte Automesse der USA. Sie findet immer im Januar statt und gehört zu den fünf wichtigsten Automessen des Jahres.

Der Genfer Automobilsalon wurde erstmals 1905 als Nationale Automobil- und Fahrradaustellung gegründet. Sie findet jedes Jahr im März statt. Die Besucherzahlen liegen jährlich bei 650.000-700.000 Besuchern.

Die wichtigsten Messen des Jahres finden immer in der gleichen Reihenfolge statt. Im Januar geht es in Detroit los, dann folgt Genf im März, dann die New York International Auto Show, ebenfalls eine große Automesse, auf der jährlich eine Million Besucher erwartet werden, die im April/März stattfindet. Es folgt die IAA im September bzw. der Pariser Automobilsalon im Oktober (je nachdem ob gerades oder ungerades Jahr), dann gibt es noch die L.A. Autoshow im Herbst und die Tokyo Motorshow, die allerdings nur alle ein bis zwei Jahre stattfindet.


Die Automessen haben sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Standen früher (fast) nur Serienfahrzeuge auf den Messen, stehen heute immer mehr Konzeptfahrzeuge auf den Messen, so wie z.B. 2010 der Mercedes F800 Style in Genf (siehe Bild oben). Sie haben zwei Funktionen: Einerseits zeigen sie das Design der kommenden Fahrzeugen und andererseits zeigen sie auch, welche Technik uns in den nächsten Jahren erwarten. Stark im Trend ist zurzeit die Elektromobilität in Verbindung mit dem autonomen Fahren. Es gibt allerdings auch Konzeptfahrzeuge, die ein kommendes Serienmodell zeigen. Sie werden meistens als Studie bezeichnet. 

 

Fazit: Automessen bieten dem Besucher immer eine große Auswahl an Fahrzeug-Neuheiten, die uns auch immer einen Blick in die Zukunft werfen lassen. Ein Besuch lohnt sich immer, wenn man ein Auto nicht einfach nur als Gebrauchsgegenstand bezeichnet. Sie laden ein zum nachdenken, zum diskutieren oder zum träumen. Langweilig wird es eigentlich nie und außerdem kann man auf den Messen auch mal mit den Leuten sprechen, die sonst nur im Hintergrund arbeiten. Die Frage ob solche Messen auch heute noch sinnvoll sind, muss dagegen jeder für sich selbst entscheiden. Ich finde aber, dass sie heute umso mehr Sinn machen, gerade weil man hier ja in die automobile Zukunft schauen kann, was man beim Händler seines Vertrauens nicht machen kann. 

 

Und das nächste Mal geht es um das autonome Fahren und ob wir dafür schon bereit sind. Es lohnt sich also zu warten.

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